Vor einem Jahr, am 14. Juli 2021, ist nach dem Starkregenereignis „Bernd“ eine gigantische Flutwelle durch das Ahrtal geschwemmt. 134 Menschen starben bei dieser Flut im Ahrtal. Zwei Personen werden weiterhin vermisst. 42.000 Menschen sind von den Auswirkungen dieser Flutwelle betroffen gewesen. Zahlreiche Kräfte von Feuerwehr, Technischen Hilfswerk (THW), zivilen Hilfsorganisation, Bundeswehr und Spontanhelfer haben den Menschen vor Ort geholfen, die Folgen dieses Hochwasser zu bewältigen.
Im Gedenken an die Opfer, Helfer und Spender wird am 14. Juli 2022 um 17:30 Uhr in Bad-Neuenahr im Kurpark eine kreisweite Gedenkveranstaltung stattfinden. Die Helferinnen und Helfer des THW Ahrweiler werden an dieser Veranstaltung teilnehmen.
Starkregen Bernd bringt die Flut
Die Bundesministerin des Inneren, Nancy Faeser, bezeichnet die Geschehnisse in der Folge des 14. Juli 2021 als die „schlimmste Naturkatastrophe in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland“. Sie begründet den bislang größten Einsatz des THW, der auch heute noch nicht abgeschlossen ist. Davon war am Morgen des 14. Juli 2021 noch keine Rede.
Der Wetterbericht hatte für diesen Mittwoch starke Niederschläge in Folge des Tiefdruckgebietes „Bernd“ für das Eifelgebiet vorhergesagt. Im Laufe des Tages rüstete sich das THW in Ahrweiler und Sinzig für diesen Hochwassereinsatz. Mehr als 30 THW-Helferinnen und -Helfer füllten auf dem Hof in der Ahrweiler Unterkunft Sandsäcke ab und transportierten sie zu den Einsatzstellen. Bereits zu diesem Zeitpunkt wurden die örtlichen Kräfte durch das THW aus Andernach und Koblenz unterstützt. In Folge des schnell ansteigenden Hochwassers musste ein Fahrzeug aufgegeben werden. Die Besatzung konnte sich aber unverletzt retten.
Zum Abend hin wurde der Transport von Sandsäcken eingestellt. Es kamen nun andere Sicherungsaufgaben hinzu, so drohte beispielsweise eine Mauer an der Bundesautobahn A61 auf Grund des aufgeweichten Bodens abzurutschen. Weitere Einsatzkräfte wurden durch die THW-Regionalstelle in Koblenz nachalarmiert.
Gegen Mitternacht sammelten sich alle THW-Helferinnen und -Helfer wieder an der Unterkunft in der Sebastianstraße, um sich für die zukünftigen Einsätze neu zu organisieren. Dann kam der Aufruf alles zu evakuieren. Bereits kurz darauf stieg das Wasser der Ahr und des kleinen Mühlenbaches rapide an. Die Flut kam. Die Unterkunft musste sofort geräumt werden. Alle Helferinnen und Helfer konnten den ersten Sammelpunkt in der ehemaligen Ahrtalkaserne fast unverletzt erreichen. Wenig später ist dieser Sammelpunkt auf das Gelände des Lebensmitteherstellers HARIBO in der Grafschaft verlegt worden, der der erste Bereitstellungsraum in diesem Einsatz wurde.
Retten und Räumen
Das Gebot der Stunde nach der Flut war die Beräumung der (teil-)zerstörten Ortslagen. Menschen mussten aus schwierigen Lagen gerettet werden. Verkehrswege und andere Infrastruktur wieder provisorisch hergerichtet werden, damit Hilfe überhaupt zu den Betroffen gelangen konnte.
Räumarbeiten durch die THW-Helferinnen und Helfer prägten die folgenden Tage und Wochen. Dabei wurden sie durch schweres Gerät des THW unterstützt. Pumpen saugten Wasser und Schlamm ab. Baufachberaterinnen und -berater überprüften instabile Gebäude. Eine Notversorgung mit Strom, Wasser und Licht wurde wiederhergestellt.
Provisorischer Wiederaufbau der Infrastruktur
Bereits nach wenigen Tagen ging diese erste Rettung in den Wiederaufbau von Infrastruktur über. Dabei haben mehr als 16.000 THW-Helfer mehrere Millionen Einsatzstunden im Ahrtal geleistet und leisten auch heute noch ihren Beitrag zum Wiederaufbau.
Allein 24 Behelfsbrücken über die Ahr hat das THW bisher gebaut. Mehre tausend Menschen wurden täglich mit den Trinkwasseraufbereitungsanlagen des THW mit sauberem Wasser versorgt. Die beschädigte Infrastruktur wurde wieder instandgesetzt, wie zum Beispiel die Straßenbeleuchtung. Für die vielen Helfer der Hilfsorganisationen und Bundeswehr betrieb das THW auf dem Nürburgring einen Bereitstellungsraum, in dem die Kräfte verpflegt, untergebracht und das Material gewartet werden konnte.
Für das THW wird dieser Einsatz erst abgeschlossen sein, wenn die letzte Behelfsbrücke wieder zurückgebaut worden ist.
Betroffenheit
Die Einsätze bei der Bewältigung der Folgen der Flut haben die Helferinnen und Helfer gezeichnet. Das THW nimmt sich dieser Sorgen an. Einsatznachsorge-Teams waren bereits in der Anfangsphase des Einsatzes vor Ort. Sie boten psychosoziale Gespräche für die eingesetzten Kräfte vor Ort, aber auch in den Heimatstandorten, an.
Das THW Ahrweiler war selbst Opfer der Flut. In der Unterkunft und in der Fahrzeughalle stand die Flut über zwei Meter hoch. Vieles Material ist unwiederbringlich verloren gegangen. Viele Helferinnen und Helfer sind selbst Opfer dieser Flut geworden. Trotz dieser eigenen Betroffenheit haben die THW-Helferinnen und -Helfer aus Ahrweiler sich für die Rettung in den ersten Tagen und dem folgenden Wiederaufbau des Ahrtales eingesetzt. Im April 2022 konnten die Helferinnen und Helfer den Wiedereinzug in die neue, alte Unterkunft feiern.
Dank
Ein besonderer Dank richtet sich an die zahlreichen Spender. Durch diese Spenden an die Helfervereinigung des THW Ahrweiler konnten durch die Flut verursachten materielle Schäden der einzelnen Helferinnen und Helfer gemildert werden. Die Ausstattung, die der Helferverein dem THW Ahrweiler zur Verfügung stellt und beim Einsatz zerstört worden ist, konnte durch Spenden ausgeglichen werden.